Helmut Middendorf
* 1953 | in Dinklage |
1973–1979 | Studium der Malerei an der Hochschule der Künste, Berlin. Meisterschüler bei K. H. Hödicke |
1977 | Gründungsmitglied der Galerie am Moritzplatz, Berlin |
1979 | Lehrauftrag für Experimentalfilm an der Hochschule der Künste, Berlin |
1980 | Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Aufenthalt in New York |
lebt und arbeitet in Berlin und Athen. |
Werke
GEDICHTE ALS HINTERGRUNDRAUSCHEN
Helmut Middendorf gehört zu den Protagonisten der so genannten „Neuen Wilden“, die in den 1980-er Jahren in Berlin von sich reden machten. Eine neue Lust am Bild, am Malen, war entstanden, nachdem die kühle Minimal Art und die intellektuelle Konzeptkunst die 1970er Jahre bestimmt hatten. Ein impulsiver Pinselstrich kennzeichnete diesen neuen Stil. Groß, aggressiv, figurativ und farbig waren die Werke. Der Begriff „Neue Wilde“ bezog sich auf die „wilden“ Expressionisten, die Anfang des Jahrhunderts das Kunstpublikum mit ihren Gemälden schockierten.
Middendorf spricht lieber von der „heftigen Malerei“; und auch wenn der Künstler in der Zwischenzeit um einiges abgeklärter ist: sein Duktus ist immer noch vehement. Ablesbar an den drei dunkelgrünen Formen im Vordergrund. Ablesbar an den drei dunkelgrünen Formationen im Bildvordergrund, die aus parallel übereinander gesetzten breiten Pinselstrichen aufgebaut sind .Oder vielmehr ausgestrichen oder übermalt, gerade so, als ob etwas eher verdeckt als gezeigt werden sollte. Im Kontrast dazu sind der Hintergrund und das obere Bilddrittel von lockerem Farbauftrag gekennzeichnet. Das helle Blau wurde fast durchscheinend in ausladenden, kreisenden Bewegungen aufgetragen; die Farbe war dünn, Tropfen auf das pastose Weiß daneben gespritzt. Zum unteren Bildrand hin wird ein leuchtendes Gelb immer dominanter. Im Blau kann man den Himmel und im Weiß Wolken erkennen. Die vergleichsweise großen, dunkelgrünen Formen könnten Tannen mit dichtem Wuchs darstellen.
Middendorf gibt seinem Bild allerdings auch einen aussagekräftigen Titel: „IM GRÜN (Heide)“. Er spricht über Farbe und suggeriert dem Betrachter, sich „im Grün“, also in der Farbe, und nicht etwa „im Grünen“ zu befinden. Der Hinweis auf die Heide steht in Klammern und lässt die drei dunkelgrünen Formen als Heidekraut identifizieren. Die anspruchslose, immergrüne Pflanze, deren kleine Blüten sich nie richtig öffnen, trotzt der Kälte und kann auch extremen Witterungsbedingungen gut standhalten. Eine fast fabelhafte Pflanze, deren „Charakter“ vielleicht auch etwas über das Leben im Norden aussagt. Middendorf hat sich mit dem Landstrich Heide intensiv und vor allem poetisch auseinandergesetzt. Die Gedichte des früh verstorbenen Rolf Dieter Brinkmann haben ihn inspiriert und als „Hintergrundrauschen“ seine Arbeit als Maler begleitet“. (Jutta Moster-Hoos)