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Johannes Oberthür

* 1959in Kassel
1983 – 1996Studium der Kunst und Philosophie (Promotion) in München und Berlin
seit 1983freier Künstler
1991 – 1998diverse Künstler- und Projektförderungen Berlin / München 
Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland
lebt und arbeitet in Berlin und Westerstede.
www.johannesoberthuer.de

Werke

LANDSCHAFT ALS OFFENE PROJEKTION

In Johannes Oberthürs Malerei gliedert nicht nur eine Horizontlinie die Fläche. Unzählige Streifen unterschiedlicher Breite schichten sich zu einem feingliedrigen Farbspektrum. Sanfte Übergänge wechseln mit harten Kontrasten, auf sanft abgestufte Tonigkeit folgt ein plötzlicher Wechsel des Kolorits. So entsteht ein Rhythmus aus leuchtenden und matten, warmen und kalten Farben.

In der „Analyse des Nordlichts“ sind die Naturtöne in der Minderheit. Dem Untersuchungsansatz entsprechend dominieren künstliche Farben. Mehr die Auffächerung ins farbdrucktechnische Arsenal als der Versuch einer Annäherung an die Wirklichkeit spricht aus der Streifenfolge. Einer bloß technischen Anordnung allerdings steht der unregelmäßige Linienverlauf entgegen. Konzept, konkrete Malerei und Handschrift halten sich die Waage.

Oberthür ist ursprünglich von konkreten Landschaften ausgegangen. Mit der zunehmenden Abstraktion verliert sich der direkte Bezug zum Gesehenen. Doch die Bewegung, die Natur auslöst, bleibt präsent. In Oberthürs Bildern zum Norden gerinnt die Landschaftsimpression zu einer Farbfolge, die Flächen und Linien des Naturbilds einschließt. In dem Bild „Licht über Ebenen“ findet das Auge in naturnahem Kolorit mehr oder weniger direkte Verdichtungen von Landschaftsteilen nördlicher Lage. Fast programmatisch erscheint der Titel „Nichts tiefer als flaches Land“. Oberthür bringt nicht das Gesehene, sondern das Sehen selbst ins Bild. In der Verdichtung zur gegliederten Fläche, Farbfolge und zum Rhythmus erscheint Landschaft als reiche Impression und offene Projektion. 
(Rainer Beßling, Katalog „IM NORDEN“ 2010)