LUDGER GERDES
* 1954 | in Lastrup |
1975 – 1977 | Studium an der Kunstakademie Münster bei Timm Ulrichs |
1977 – 1982 | Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Gerhard Richter |
1982 | Teilnahme an der documenta VII |
1987 | Skulptur. Projekte Münster |
1998 – 2004 | Professor für Malerei und Multimedia an der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe |
2005 – 2008 | Professor für Malerei an der Muthesius Kunsthochschule, Kiel |
† 2008 | |
Ausstellungen im In- und Ausland | |
lebte in Düsseldorf und München. |
Werke
ARCHITEKTUR MIT ANDEREN MITTELN
„OK“, in Ordnung, abgemacht, prima und bestens, alles klar: Was gäbe es nach diesem Kürzel noch zu sagen, wenn es nicht gemalt wäre? Die beiden Buchstaben scheinen wie Monumente in einer Landschaft zu stehen, wobei sich das angeschnittene „O“ leicht hinter das große „K“ schiebt. Gemalt sind die beiden Formen in Acryl auf einem dreiteiligen Grund, den ein grauer Horizont verbindet. In der malerischen Illusion wird das „OK“ dekonstruiert, umgebaut und durch eine plastische Säule getrennt, sodass das unbestreitbare Einverständnis der Wortbedeutung erst durch den Zweifel der Malerei, den anders nur ein Unterton in der Stimme einfügen könnte, wieder zu sich selber kommt.
Die weltweit kursierende Abkürzung „OK“ entspringt scherzhaften Abkürzungen von fehlerhafter Schreibung durch amerikanische Journalisten, zuerst bezeugt in der Boston Morning Post von 1839. Ludger Gerdes baut den Fehler oder die Abweichung bewusst wieder ein, beginnt Schriftzeichen zu zerschreiben, wenn er auch in seinen vier weiteren Bildpaaren, die für Oldenburg angekauft wurden, die Wellenlinien von lesbaren oder bloß zu erahnenden Buchstaben über zwei Formate hin komponiert und damit aufsprengt. Als Abstand, Schnitt oder Lücke wird der Raum zwischen den zweiteiligen Bildern (Diptychen) zu einem wesentlichen Bestandteil der Komposition.
In der Verbindung verschiedener Anspielungen – auf Schrift, auf die Wellenlinien einer Landschaft oder die konstruktive Gerade eines Baus – läuft der im 20. Jahrhundert so vehement ausgetragene Konflikt zwischen Figuration und Abstraktion leer. Diese Malerei trägt und legt Spuren in mehreren Dimensionen.
Jedes Bild ist eine Fläche und ein Objekt auf der Wand. Ludger Gerdes ging es um „Bildnerei“, die sich in Architektur und Malerei gleichermaßen ausdrücken kann. Zu Beginn seines Werkes standen gebaute Bilder im Zentrum, später verstärkt die Malerei. Mit Bildern werden „Orte“ geschaffen. So wird es auch im neuen Bau der Landessparkasse in Oldenburg sein, wo die Buchstabenformen in ein weiteres Wechselspiel zwischen Auflösung und unverrückbarer Präsenz eingebunden werden, das die Spiegelungen im Glas ringsum weiterführt.
„Mir erscheint es als ein Verlust, dass Malerei heute fast ausschließlich im Museum stattfindet. Ich meine, sie könnte zur Bereicherung, Verbesserung des Lebens in den realen Lebensräumen beitragen. Und diese realen Lebensräume sind nun einmal Architektur.“ (L.G. in: Kat. „Konstruierte Orte 6xD+1xNY“, Kunsthalle Bern 1983, S. 35f.) Gerdes’ Bilder öffnen nicht einfach ein illusionistisches Fenster, um in der Vorstellung auszubrechen aus dem Bau, sie behaupten sich als dessen Teil und führen die Architektur
mit anderen Mitteln weiter.
(Hans Rudolf Reust, Sammlungskatalog „IM NORDEN“, 2009)