TINE HOLTERHOFF
* 1965 | in Cloppenburg |
seit 1984 | Tätig als freie Fotografin |
1992 | MA in Kunstgeschichte, Universität Köln |
1995/96 | Dozentur an der FH Köln |
2005 | Kuratorin an der ifs internationale Filmschule, Köln |
2007 | Gründung des studioholterhoff |
Gruppen-und Einzelausstellungen | |
lebt und arbeitet in Köln. | |
www.studio-holterhoff.de |
Werke
SOGKRAFT DES TRÜBEN ALLTAGS
Für touristische Werbezwecke dürften die Fotografien von Tine Holterhoff wenig Chancen haben. Dabei fühlen sich wahre Fans des Nordens bei diesem Anblick sicher gleich heimisch. „Varel Deich“ nennt die gebürtige Cloppenburgerin ihre Fotoserie, aus der hier zwei Aufnahmen herausgegriffen sind. In der ersten tritt ein einsamer karger Baumstamm als Gegenspieler zum horizontalen Geschehen auf. Straße, Wiese, Deich, Wasser, Himmel – Mensch und Natur gliedern die Landschaft in geometrischer Strenge und überschaubarer Farbigkeit. Das zweite Foto kommt vergleichsweise turbulent daher. Ein geteerter Weg zweigt in der Bildmitte von der Straße zum Deich ab. Allerdings ist die Zufahrt beschränkt. Doch nicht allein aus diesem Grund ist kein Mensch zu sehen. Es regnet, wie regional üblich. Großer Publikumsverkehr bleibt die Ausnahme. Ein ausgeleerter Aschenbecher bezeugt Zivilisation. Verkehrsschilder halten sich für die Regelung von Fahrzeugbegegnungen bereit, signalrote Ausreißer, ansonsten überblendet Grau das landestypische Grün und Blau.
Tine Holterhoff, deren Schwerpunkt in der Architekturfotografie und dort vorzugsweise in der Sammlung maroder Fassaden mit augenfälliger Geschichte und morbidem Charme liegt, bevorzugt menschenleere Aufnahmen. Nur wenige Spuren weisen auf Behausung beziehungsweise temporäre Bevölkerung hin. Ständig heimisch ist eine wetterschwere Tristesse. Trüber Alltag erhält Sogkraft, am Deich darf sich das Auge beruhigen.
Visuelle Überwältigung ist hier ebenso wenig zu befürchten wie bedrängende Geselligkeit.
(Rainer Beßling, Katalog „IM NORDEN“ 2010)